Guise

Guise
Guise
 
[giːz, gɥiːz], französisches Herzogsgeschlecht, Nebenlinie des Hauses Lothringen (französisch Lorraine); Stammvater war Claude I., unter dem die Grafschaft Guise 1528 zur herzoglichen Pairie erhoben wurde. Mehrere Mitglieder der Familie waren Herzöge von Aumale sowie von Mayenne. In den Hugenottenkriegen waren die Guise Anführer der katholischen Heiligen Liga. 1675 erlosch das Geschlecht, das Erbe fiel 1688 als Apanage an das Haus Condé, 1830 an das Haus Orléans.
 
 
J.-M. Constant: Les G. (Paris 1984).
 
Bedeutende Vertreter:
 
 1) Charles de Guise [də-], genannt Kardinal von Lothringen (französisch »Cardinal de Lorraine«), Erzbischof von Reims (seit 1538) und Kardinal (seit 1547), * Joinville (Département Haute-Marne) 17. 2. 1524, ✝ Avignon 26. 12. 1574, Sohn von 3), Bruder von 4). Klug und ehrgeizig, versuchte er, seinem Haus die Krone Frankreichs zu verschaffen. Bereits unter Heinrich II. von großem Einfluss am Hof, übte er unter Franz II. mit seinem Bruder François I. die tatsächliche Macht aus, wurde aber unter Karl IX. zurückgedrängt. Unversöhnlicher Gegner der Hugenotten; entschied auf dem Trienter Konzil die Reformfrage im Sinn der päpstlichen Partei.
 
 
H. O. Evennett: The cardinal of Lorraine and the council of Trent (Cambridge 1930).
 
 2) Charles de Lorraine [də lɔ'rɛn], Herzog von Mayenne [ma'jɛn], * Alençon 26. 3. 1554, ✝ Soissons 4. 10. 1611, Sohn von 4); seit 1588 Führer der Heiligen Liga, übernahm 1589 für den von der katholischen Partei zum König proklamierten Kardinal Charles de Bourbon die Regentschaft und nach dessen Tod (1590) die Anwartschaft auf den Thron gegen Heinrich IV., dem er sich 1595 unterwerfen musste.
 
 3) Claude I. de Lorraine [də lɔ'rɛn], Graf, dann 1. Herzog von Guise (seit 1527/28), * Condé-Northen (bei Metz) 20. 10. 1496, ✝ Joinville (Département Haute-Marne) 12. 4. 1550, Vater von 1) und 4); Bruder Herzog Antons II. von Lothringen; diente König Franz I. als Feldherr sowie als Gouverneur der Champagne und von Burgund und erhielt von ihm 1527 die Grafschaft Guise, die ein Jahr später zum Herzogtum erhoben wurde. Claudes Tochter Maria (* 1515, ✝ 1560) heiratete in 2. Ehe 1538 König Jakob V. von Schottland und war die Mutter Maria Stuarts.
 
 4) François I. de Lorraine [də lɔ'rɛn], 2. Herzog von Guise (seit 1550), * Bar-le-Duc 17. 2. 1519, ✝ (ermordet) Saint-Mesmin (bei Orléans) 24. 2. 1563, Sohn von 3), Bruder von 1), Vater von 2) und 5); kämpfte erfolgreich gegen Kaiser Karl V. (Verteidigung von Metz) sowie gegen Spanier und Engländer; Letzteren nahm er ihren letzten Besitz auf französischem Boden (Einnahme von Calais 1558). Mit seinem Bruder Charles, dem Kardinal von Lothringen, führte und kontrollierte er unter Franz II. - in streng katholischem Sinn - die gesamte Regierung Frankreichs. Durch das Blutbad von Wassy (1. 3. 1562) entfachte er die religiösen Bürgerkriege (Hugenottenkriege). Er starb an den Folgen des Mordanschlags eines Hugenotten.
 
 5) Henri I. de Lorraine [də lɔ'rɛn], genannt le Balafré [lə bala'fre, »der Narbige«], 3. Herzog von Guise (seit 1563), * Joinville (Département Haute-Marne) 31. 12. 1550, ✝ (ermordet) Blois 23. 12. 1588, Sohn von 4), Großvater von 6); kämpfte ab 1567 gegen Guise de Coligny und die Hugenotten und war an Vorbereitung und Ausführung der Morde in der Bartholomäusnacht maßgeblich beteiligt. 1576 gründete er die Heilige Liga und schloss 1585 ein Bündnis mit Spanien, um die französische Krone zu erlangen. König Heinrich III. widersetzte sich v. a. der spanienfreundlichen Politik des Herzogs, weshalb dieser ihn durch den Pariser »Barrikadenaufstand« (Mai 1588) in seine Gewalt bringen ließ. Der König ernannte ihn zum Generalstatthalter des Königreichs und berief die Generalstände nach Blois, wo der übermächtige Rivale in seinem Auftrag ermordet wurde.
 
 
P. Lafue: L'Assassaniat du duc de G. (Paris 1960);
 P. G. Duhamel: Henri de G., le roi de Paris (ebd. 1974).
 
 6) Henri II. de Lorraine [də lɔ'rɛn], 5. Herzog von Guise (seit 1640), * Blois 4. 4. 1614, ✝ Paris 2. 6. 1664, Enkel von 5); Erzbischof von Reims (seit 1629), verließ nach dem Tod seines Vaters Charles (Herzog 1588-1640) den geistlichen Stand. Wegen Teilnahme an einer Verschwörung gegen Richelieu zum Tod verurteilt, floh er aus Frankreich, unterstützte in Neapel Masaniellos Aufstand gegen Spanien (1647) und versuchte vergeblich, als Nachkomme der lothringischen Herzöge aus dem Haus Anjou die Ansprüche auf Neapel-Sizilien wieder aufleben zu lassen.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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  • guise — [ giz ] n. f. • v. 1050; germ. °wisa « manière » 1 ♦ Vx (dans en cette guise, de telle guise) ⇒ façon, manière, sorte. 2 ♦ Mod. À MA, TA, SA... GUISE : selon le goût, la volonté propre. Laissez chacun vivre, agir à sa guise, à son gré, à sa… …   Encyclopédie Universelle

  • Guise — ist ein französisches Herzogsgeschlecht, deren Vertreter im Frankreich des 16. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle spielten. Es handelt sich bei dem Geschlecht um eine jüngere Linie des Hauses Vaudémont. Das Haus wurde von Herzog Claude de… …   Deutsch Wikipedia

  • guise — 1. (ghi z ) s. f. Manière, façon, goût, fantaisie. •   Il forme une vertu comme il plaît à sa guise, RÉGNIER Sat. v.. •   Le lion dans sa tête avait une entreprise : il tint conseil de guerre, envoya ses prévôts ; Fit avertir les animaux : Tous… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Guise — (g[imac]z), n. [OE. guise, gise, way, manner, F. guise, fr. OHG. w[=i]sa, G. weise. See {Wise}, n.] 1. Customary way of speaking or acting; custom; fashion; manner; behavior; mien; mode; practice; often used formerly in such phrases as: at his… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • guise — GUISE. s. f. Maniere, façon. Chacun vit à sa guise. chaque pays a sa guise. Il ne se dit guere qu en ces phrases. En guise. adv. A la façon, à la ressemblance. Fricasser des grenoüilles en guise de poulets …   Dictionnaire de l'Académie française

  • guise — [gaız] n [Date: 1300 1400; : Old Frenc] formal the way someone or something appears to be, which hides the truth or is only temporary in/under the guise of sth ▪ They operated a drug smuggling business under the guise of an employment agency. ▪… …   Dictionary of contemporary English

  • Guise [2] — Guise (spr. gwīs ), Nebenzweig des Hauses Lothringen, das die Herrschaft G. 1473 als Mitgift erhalten hatte. Die namhaftesten Träger dieses Namens sind. 1) Claude von Lothringen, Stammvater der Familie, dritter Sohn des Herzogs René II. von… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • guise — [ gaız ] noun count FORMAL the way someone or something appears to people: Revolutions come in many guises. under/in the guise of looking like someone or something else, or pretending to be them: This is a country where reporters have to visit in …   Usage of the words and phrases in modern English

  • Guise — Guise1 [gēz] n. name of a Fr. ducal family of the 16th & 17th cent. Guise2 [gēz] 1. François de Lorraine [frän swȧ′ də lō̂ ren′] 2d Duc de Guise 1519 63; Fr. Statesman 2. Henri de Lorraine [än rē′] 3d Duc de Guise 1550 88; Fr. statesman: son of… …   English World dictionary

  • guise — [gīz] n. [ME gise < OFr guise < OHG wisa, way, manner, akin to WISE2] 1. Archaic a) manner or way b) customary behavior, manner, or carriage 2. manner of dress; garb 3. outward aspect; semblance …   English World dictionary

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